Mit Disziplin, Mut und Nutella-Brot / Fünf Traktor-Sportler bei U23 DM

Für fünf unserer Traktor-Boxer startet morgen die U23-Deutsche Meisterschaft in Schwedt. Mit dabei ist auch der 18-jährige Sebastiano Rizzo, der eher über Umwege zum Boxsport kam.

 

Wenn der gebürtige Kölner Sebastiano über Boxen spricht, leuchten seine Augen. Der 18-Jährige weiß, was es heißt, für seine Leidenschaft zu leben. Schon als Kind stand für ihn fest, dass Sport mehr ist als nur Bewegung – es ist ein Lebensgefühl. Denn: In seiner Familie hat das Boxen eine wahre Tradition. Sein Onkel war Profiboxer, auch sein Vater stand im Ring. Boxhandschuhe und Sandsack gehörten also von klein auf zu seinem Alltag. Doch bevor er sich voll und ganz für das Boxen entschied, probierte er sich in anderen Sportarten aus – unter anderem im Fußball. „Aber das war nichts für mich", sagt er heute schmunzelnd.

 

Trotzdem war es ein Prozess für ihn, sich ausschließlich dem Boxen zu widmen. Sebastiano suchte eine neue Herausforderung, wie er selbst sagt – und fand sie im Thai-Boxen, wobei er schnell Fortschritte machte und an großen Turnieren teilnahm. In den Ferien schlug sein Bruder schließlich vor, einen Box-Kurs zu besuchen. Vor allem, um die Technik zu verbessern. Gesagt, getan – und Sebastiano blieb hängen. Zunächst trainierte er am Olympiastützpunkt in Köln, seit 2021 lebt er nun in Schwerin.

 

Der Wechsel fiel ihm anfangs alles andere als leicht: 450 Kilometer von zu Hause entfernt, weg von Familie und Freunden. „Das war schon hart", gibt er zu, „aber ich wusste, wofür ich das mache." Aber Schwerin ist kein unbekanntes Pflaster für ihn – er kennt bereits einige Sportler und wird herzlich aufgenommen. Inzwischen fühlt er sich in der Landeshauptstadt „pudelwohl", vor allem, weil es praktisch Familienzuwachs gab: Sein Bruder Lionel trainiert mittlerweile ebenso bei Traktor und besucht das Sportinternat.

 

Der Übergang vom Thai-Boxen zum klassischen Boxen war allerdings eine enorme Umstellung. „Ich musste das Boxen quasi neu lernen", sagt er schmunzelnd. „Vor allem die Technik." Doch genau das reizt ihn: besser werden, sich weiterentwickeln, Grenzen verschieben. Für Sebastiano ist Boxen der größte Teil seines Lebens. „Ich kann mir das ohne gar nicht mehr vorstellen", sagt er. „Wenn ich in den Ring steige, fühle ich mich frei. Da bin ich ganz bei mir – auf mich allein gestellt." Zu seinem festen Ritual vor dem Kampf gehören ein Nutella-Brot, eine frische Dusche, Musik, ein Gebet – und der obligatorische Besuch beim Friseur, wie er schmunzelnd verrät.

 

Und den gab es auch, als er sich bei der U17 DM in Wittenburg den Meistertitel holte. „Endlich", sagt er rückblickend, „das hätte schon früher passieren müssen – ich hatte zuvor mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft." Weitere Highlights folgten: die Teilnahme an der U19-WM in Colorado und der überraschende Einsatz im Team-Bundesliga-Finale 2024/25 gegen Marburg. Erst wenige Tage vor dem Kampf erfuhr er, dass er einspringen sollte. „Ich musste schnell mit dem Gewicht runter, aber ich wollte mich dieser Herausforderung unbedingt stellen." Auch wenn er den Kampf ohne Kopfschutz verlor, war es für ihn eine wertvolle Erfahrung, die er gerne wiederholen würde.

 

Nun aber liegt der volle Fokus auf der morgen startenden DM – „danach wird das nächste Ziel bestimmt", sagt er.

 

Unsere Sportler bei der U23-DM:
Simon Rieth (70kg), Lucan Hansen (85kg), Jannik Ayivi (85kg), Oleksandr Antochenko (55kg), Sebastiano Rizzo (70kg)


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