Super, Mario: Box-Comeback als Bundeswehr-Champ

Der frühere Traktor-Athlet und mehrfache Deutsche Meister Mario Spörle meldet sich nach jahrelanger Ring-Pause zurück – ein Ex-BCT-Boxer half ihm

Schwerin/Hagenow. Das nennt man Comeback. Anno 2010 bestritt Mario Spörle seinen letzten Boxkampf – damals als Halbweltergewichtler (64 Kg) wurde er in seinem bis dahin letzten Kampf 2010 Landesmeister von Mecklenburg-Vorpommern. Da war der gebürtige Stralsunder 22 Jahre jung und hatte immerhin 150 Kämpfe bestritten (102 Siege, 12 Remis, 36 Niederlagen). Die Bilanz des BC-Traktor-Athleten, der 2003 im Sportgymnasium Schwerin anfing, konnte sich bis dahin durchaus sehen lassen: 2006 und 2007 Deutscher U19-Meister, 2008 Deutscher U21-Meister, 2007 und 2009 Deutscher Vize-Meister bei den Männern.
Mario Spörle schlug jedoch einen Weg jenseits des Boxsports ein. Er wurde 2010 Zeitsoldat bei der Bundeswehr in Hagenow, Ziel: Berufssoldat. Derzeit dient der 34-Jährige beim
3. Panzergrenadierbataillon 401 in Hagenow. Als Soldat hat er berufliche Erfüllung gefunden. Mario absolvierte inzwischen drei Auslands-Einsätze. Einmal bei der Kfor-Friedensmission im Kosovo, zweimal sogar bei heiklen Einsätzen in Afghanistan - in Mazar i-Sharif und Kunduz.
Nach gut zwölfjähriger (!) Wettkampfpause allerdings wollte es der Schweriner sportlich noch einmal wissen. Mario Spörle wagte sein Box-Comeback – und zwar im April dieses Jahres bei der Meisterschaft der Bundeswehr in Warendorf.
Das war freilich ein in doppelter Hinsicht schwerer Neubeginn. Mittlerweile wog der nun 34-jährige Kampfsportler üppige 92 Kilogramm, Mario musste auf 86 Kilo abspecken. Das fiel dem ebenso ehrgeizigen wie gutgenährten Sportsmann bei einer Größe von 1,78 Meter nicht allzu schwer. Unterstützt wurde Mario dabei von Trainer Sebastian Sonntag (37). Der Ex-Rostocker und Ex-Traktor-Boxer war und ist seit geraumer Zeit in Hagenow für die sportliche Rundum-Ausbildung der Soldaten verantwortlich. Das Box-Duo fand rasch und richtig gut zusammen – zunächst bei einem sechs Wochen langen, harten, intensiven Training. Beim Wettkampfgewicht schinden, beim Kraft, Kondition und Schnelligkeit trainieren.
„Wir mussten erst mal den Rost abschütteln", resümiert Sebastian. „Boxen ist ja wie Fahrradfahren – verlernt man nicht. Aber mehrere Gewichtsklassen höher braucht man weniger Bewegung und viel mehr Stabilität. Mario ist Sportler durch und durch, ehrgeizig. Hat sich reingekniet." Der Wiedereinsteiger wurde zusehends fitter.
Die Bundeswehr-Meisterschaft in Warendorf konnte steigen. Es war die 1. Deutsche CISM-Meisterschaft, das heißt, die nationale Meisterschaft des Internationalen Militärsport-Verbandes CISM. Nach einem Freilos stand Mario in der Sportschule der Bundeswehr bereits im Finale – gegen Melchior Nyary-Normann aus Köln. Der Kölner Halbschwergewichtler hatte im Halbfinale zuvor immerhin den EM-Dritten von 2016, German Steinle, bezwungen. Diesmal musste sich Nyary-Normann allerdings dem boxerisch besseren Schweriner Linksausleger nach Punkten geschlagen geben. Super, Mario – das fand nicht nur sein Trainer. „Jetzt ist Mario mein sportliches Aushängeschild," sagt Sebastian Sonntag nicht ohne Stolz.
Als neue und größere sportliche Herausforderung strebt Mario Spörle, der seit Jahren in Schwerin lebt, für Mitte Dezember die Teilnahme am Internationalen CISM-Boxturnier in den Niederlanden an. Dafür will der Sportsmann (der keinen Status als Sportsoldat hat!) hart trainieren und um weitere sechs Kilo leichter und leichtfüßiger werden.

 

Text: Jürgen Schultz


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